Grubenanschlussbahn Unterbreizbach

Gemeinde Philippsthal (Werra) - Philippsthal (Kerngemeinde)

Lange Güterzüge mit Schüttgut-Waggons rollen heute regelmäßig vom Kaliwerk Unterbreizbach das Ulstertal hinab, um auf den Rangiergleisen am Werk Hattorf zu noch längeren Zügen verbunden zu werden. Kaum vorstellbar, dass es diese einfache Verbindung erst seit der Jahrtausendwende gibt und dass die Bahntrassen an Werra und Ulster während des Kalten Krieges zum Zankapfel wurden.

Seit 1906 ist das Kaliwerk in Unterbreizbach über die Ulstertalbahn mit dem überregionalen Eisenbahnnetz verbunden. Allerdings führt die Einmündung auf die Werrataltrasse zunächst nur in östliche Richtung. Der Bau eines Abzweigs nach Westen wird in den 1930er Jahren begonnen, blieb aber bis zum Krieg unvollendet. Während der deutschen Teilung verläuft der Bahnanschluss des ostdeutschen Kaliwerkes Unterbreizbach somit zum Teil über Westterritorium.

Da die westdeutschen Werke ein ähnliches Problem haben, kommt es zunächst zu einer Vereinbarung zum gegenseitigen Nutzen. 1952 eskalieren die politischen Spannungen und die DDR riegelt die Bahnlinie im Werratal bei Dankmarshausen ab; als Gegenmaßnahme sperrt die Deutsche Bundesbahn die Ulstertalbahn bei Philippsthal – bahntechnisch ist Unterbreizbach nun abgeschnitten.

Unter immensem Einsatz menschlicher Arbeitskräfte wird in aller Eile eine 5,3 Kilometer lange Verbindung über eigenes Territorium nach Vacha realisiert. Nach nur 89 Tagen kann dieser „erste sozialistische Bahnbau Deutschlands“ im November 1952 eingeweiht und von der staatlichen Propaganda als Schlag gegen den Klassenfeind gefeiert werden. Trotz einer erneuten Übereinkunft zwei Jahre später wird die alte Trasse über den Bahnhof Philipsthal Süd nicht mehr genutzt und demontiert.

Nach der Wende ändert sich die Situation erneut gravierend: Der K+S Konzern übernimmt das Werk Unterbreizbach und die Verbindung über Vacha zu den westlich gelegenen Standorten verursacht einen großen und umständlichen Umweg. Daher lässt das Unternehmen die alten Pläne einer Anbindung der Ulsterbahntrasse von Westen her wieder aufleben und realisiert bis 1999 die neue Grubenanschlussbahn als Werksbahn der K+S.

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Werra-Kalibergbau-Museum


Das Werra-Kalibergbau-Museum in Heringen (Werra) dokumentiert die Geschichte und Gegenwart des seit 100 Jahren wichtigsten deutschen Kaliabbaugebiets auf beiden Seiten der hessisch-thüringischen Landesgrenze an der mittleren Werra. Der Ende des 19. Jahrhunderts beginnende Kalibergbau prägt die Region maßgeblich bis auf den heutigen Tag und ist nach wie vor der mit weitem Abstand größte Arbeitgeber.