Die Werratalbahn

Die Kaliindustrie und der Ausbau der Eisenbahnen sind im mittleren Werratal aufs Engste miteinander verflochten: Die Kaliwerke brauchen die Bahn für den Abtransport ihrer Produkte, für die Bahn wiederum garantiert dieser Bedarf eine langfristige Wirtschaftlichkeit der Strecken.

Anfang des 20. Jahrhunderts ist das Werratal zwischen Gerstungen und Vacha noch vom wichtigsten Infrastrukturprojekt seiner Zeit abgeschnitten: die Eisenbahnstrecke Gotha – Bebra führt nördlich, die Strecke Eisenach – Lichtenfels östlich vorbei. Lediglich eine schmalspurige Privatbahn durchs Feldatal erschließt das östlichste Ende des Revieres.

Im Sommer 1902 startet in Gerstungen der Bau der Werratalbahn. In aller Eile wird das Projekt vorangetrieben, am 30. März 1904 wird Heringen erreicht und im Folgejahr ist die Strecke bis Vacha durchgängig befahrbar. Der südliche Lückenschluss nach Bad Salzungen erfolgt bis 1906.

Die deutsche Teilung zerschneidet nach 1945 die Bahntrasse im Werratal an gleich zwei Stellen: Zwischen Dankmarshausen und Widdershausen im Norden und zwischen Philippsthal und Vacha im Süden. Während für die DDR zunächst die Verbindung Philippsthal – Vacha für das Werk in Unterbreizbach notwendig ist, sind die BRD-Werke auf die nördliche Anbindung an die Hauptstrecke Bebra-Eisenach angewiesen.

1952 baut jedoch die junge DDR für Unterbreizbach eine neue Verbindung über eigenes Territorium. Die südliche Verbindung wir stillgelegt und später demontiert. Die nach Norden bleibt zwar erhalten, wird allerdings von der DDR-Regierung fortan als Druckmittel genutzt und mehrfach blockiert. Für den Abtransport der Produkte der beiden Hessischen Werke bleibt in diesen Phasen nur die Notlösung der Hersfelder Kreisbahn.

 

Quellen: Rossberg, Ralf R.: Grenze über deutschen Schienen 1945-1990, S. 173-185
Auch: https://www.widdershausen.de/werratalbahn.html

Grenzübergang Bahnlinie Widdershausen/Dankmarshausen

45 Jahre lang ist der Bahnübergang an der innerdeutschen Grenze zwischen Widdershausen und Dankmarshausen ein neuralgischer Punkt für die westdeutschen Kaliwerke an der Werra. Hier können die Sowjetunion und die DDR empfindliche Nadelstiche gegen ihren kapitalistischen Nachbarn setzen.

Bogenbrücke am Anschlussgleis Schacht Heringen

Eine Betonbrücke – heute das normalste der Welt. Doch Anfang des letzten Jahrhunderts war ein solches Bauwerk eine kleine Sensation. Brücken – auch für die Eisenbahn – wurden aus Stein oder Stahl gebaut ...

Bahnhof Heimboldshausen

Als die Preußischen Staatseisenbahnen am 2. Oktober 1905 die Teilstrecke Heringen – Vacha der Werratalbahn eröffnen, ist auch Heimboldshausen im Eisenbahnzeitalter angekommen. Knapp sieben Jahre später wird der kleine Ort sogar zum Eisenbahnknoten: 1912 eröffnet die Hersfelder Kreisbahn ihre Strecke und diese mündet hier in die Werratal-Trasse.

Grubenanschlussbahn Unterbreizbach

Lange Güterzüge mit Schüttgut-Waggons rollen heute regelmäßig vom Kaliwerk Unterbreizbach das Ulstertal hinab, um auf den Rangiergleisen am Werk Hattorf zu noch längeren Zügen verbunden zu werden. Kaum vorstellbar, dass es diese einfache Verbindung erst seit der Jahrtausendwende gibt und dass die Bahntrassen an Werra und Ulster während des Kalten Krieges zum Zankapfel wurden.

Werra-Kombi-Terminal

Haushoch türmen sich die Container in der Werraaue. Bullige Greifstapler, sog. „Reachstacker“ packen die Kisten als wären es Legosteine, flitzen damit zu bereitstehenden LKWs oder Güterzügen und setzen sie dort ab. Seit 2010 ist dieses geschäftige Treiben beim Philippsthaler Ortsteil Röhrigshof zu beobachten – der Werra-Kombi-Terminal ist also ein noch junges Unternehmen.

Karte

Werra-Kalibergbau-Museum


Das Werra-Kalibergbau-Museum in Heringen (Werra) dokumentiert die Geschichte und Gegenwart des seit 100 Jahren wichtigsten deutschen Kaliabbaugebiets auf beiden Seiten der hessisch-thüringischen Landesgrenze an der mittleren Werra. Der Ende des 19. Jahrhunderts beginnende Kalibergbau prägt die Region maßgeblich bis auf den heutigen Tag und ist nach wie vor der mit weitem Abstand größte Arbeitgeber.