81 Jahre lang ist die Hersfelder Kreisbahn eine wichtige Verbindung zwischen dem östlichen Teil des Landkreises Hersfeld und der Kreisstadt. Ihre Geschichte und ihre Bedeutung sind wechselvoll und geprägt vom Ost-West-Konflikt und der Wiedervereinigung.
Als am 6. September 1912 die Eisenbahnstrecke Hersfeld-Heimboldshausen nach zweijähriger Bauzeit eingeweiht wird, ist das ein Festtag für die gesamte Region. Endlich können die Menschen aus dem Werratal und dem Landecker Amt die Kreisstadt schnell und bequem erreichen. Und umgekehrt sind die attraktiven Arbeitsplätze im Kalirevier für Arbeiter aus den zentral gelegenen Ortschaften nun eine Option. Abgesehen von kriegsbedingten Rückgängen steigt die Zahl der Fahrgäste in den 1950er Jahren auf zeitweise über 1 Millionen Personen pro Jahr.
Auch der regionale Gütertransport spielt eine gewisse Rolle, allerdings wird die Massenware Kalidünger weiterhin über die Werratalbahn zu den überregionalen Fernstrecken geleitet. Diese Situation verändert sich jedoch nach 1945 grundlegend: die Werratalbahn führt im Norden wie im Süden in den Sowjetischen Sektor (später DDR) und wird in den folgenden Jahrzehnten mehrmals im Zuge des Ost-West-Konfliktes blockiert. Für den Abtransport der Kalisalze bleibt einzig die Trasse der Hersfelder Kreisbahn, obwohl weder die Steigung noch die Kurvenradien für eine solche Nutzung geplant waren.
Seit 1960 beginnen die Fahrgastzahlen zu sinken. Gegen die Konkurrenz von Bussen und dem Individualverkehr ist der Zug chancenlos. Einzig die Sicherheitsalternative für die Kaliindustrie erweist sich bis 1989 als Lebensversicherung dieser Bahnstrecke. Nach der Widervereinigung wird diese Funktion obsolet und die Strecke Ende 1993 eingestellt. Heute verläuft auf dem ehemaligen Bahndamm über weite Strecken ein Radweg.
Als die Preußischen Staatseisenbahnen am 2. Oktober 1905 die Teilstrecke Heringen – Vacha der Werratalbahn eröffnen, ist auch Heimboldshausen im Eisenbahnzeitalter angekommen. Knapp sieben Jahre später wird der kleine Ort sogar zum Eisenbahnknoten: 1912 eröffnet die Hersfelder Kreisbahn ihre Strecke und diese mündet hier in die Werratal-Trasse.
Das Werra-Kalibergbau-Museum in Heringen (Werra) dokumentiert die Geschichte und Gegenwart des seit 100 Jahren wichtigsten deutschen Kaliabbaugebiets auf beiden Seiten der hessisch-thüringischen Landesgrenze an der mittleren Werra. Der Ende des 19. Jahrhunderts beginnende Kalibergbau prägt die Region maßgeblich bis auf den heutigen Tag und ist nach wie vor der mit weitem Abstand größte Arbeitgeber.